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Lösungen zu deinen Hausaufgaben - Latein Ostia Altera 1.1 Übersetzungen
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Caput Primum
1. Auf dem Pompeianum
Domitilla singt.
Lucius lacht und ruft laut:
„Domitilla heult“.
Domitilla schweigt.
Sie singt nicht mehr.
Tertia jedoch ist wütend und schreit:
„Sie heult nicht, sie singt.“
Publius und Lucius lachen.
Schon zanken sich Tertia und Lucius. Polybius kommt. Er sagt: „Wer schreit?“ Publius und
Lucius schweigen. Aber Domitilla und Tertia sind wütend und meinen:
„Lucius schimpft.“ Immer zankt er.“
Darauf (entgegnet) Polybius: „Es gehört sich nicht sich zu streiten und zu schimpfen auch
nicht wütend zu sein.“ Endlich sind Lucius und Tertia nicht mehr wütend, sondern spielen:
Spielen macht immer Spaß.
2. Ein Gewitter droht
M. Pomponius Marcellus ruft laut: „ Wo ist Selenus?“ Pomponius ist Hausherr und Selenus
ist Verwalter. Selenus ist kein Sklave, sondern Freigelassener.
Schon kommt er. Da (sagt) der Hausherr: „Der Himmel ist dunkel. Wo sind die Sklaven und
Sklavinnen?“ Warum kommen sie nicht?“ Der Verwalter (sagt): „Sie arbeiten.“ Plötzlich
blitzt es. Der Hausherr ist unruhig. Er fragt: „Wo sind die Wagen?“ Denn das Getreide ist reif.
Aurelia ist auch unruhig: „Wo sind Domitilla und Tertia?“ Aurelia ist die Hausherrin.
Polybius (antwortet): „Die Mädchen spielen- sie da sie kommen schon.“
Dann (sagt) Selenus: „Sie da, auch ein Wagen kommt ... vielmehr viele Wagen kommen.“
Endlich sind alle Sklaven und Sklavinnen da. Die Wagen sind beladen. Die Sklaven und
Sklavinnen sind erschöpft. Wiederum blitzt es. Nun sind alle fröhlich: Das Getreide ist
unbeschädigt.
Caput secundum
3. Wo ist Syrus?
Selenus schreit.
Lydia fragt: „Was ist? Wer schreit (da)?“
Corinthia antwortet: „Selenus ruft.“
Dann Lydia: „Wen“, sagt (/fragt) sie, „sucht der Verwalter? Was will er?“
Corinthia: „Er ruft Syrus, aber Syrus kommt nicht.“ – „Hört er ihn etwa nicht?“ antwortet
Lydia.
Selenus sieht Lydia und Corinthia; er fragt sie: „Wo ist Syrus?“ Er erhält jedoch keine
Antwort.
Alle arbeiten: Sie bringen Getreide herbei, füllen Säcke, beladen die Wagen. Der Verwalter
sieht es und ist zufrieden. Syrus aber fehlt und hilft ihnen nicht.
4. Panne
Da laufen Afra und Apollonia herbei. Schon von weitem rufen sie: „Syrus kann nicht
kommen. Der Wagen steckt nämlich fest. Deshalb ist Syrus noch nicht da. Er verlangt ein
Rad.“
Der Verwalter bezeichnet Syrus als dumm. Die Sklaven können (ihm) kein Rad herbeitragen.
Und so müssen Davus und Flavus es herbeitragen. Sofort schickt er sie los.
5. Wer den Schaden hat
Und das war passiert...
Syrus lenkt den Wagen und führt die Ochsen an. Sie Muhen, denn der Wagen ist beladen.
Plötzlich bleibt der Wagen stecken. Syrus betrachtet den Schaden: Das Rad ist zerbrochen.
In der Nähe sieht er Sklaven und Sklavinnen. Sie arbeiten. Syrus ruft sie. Sofort eilen sie
herbei helfen ihm aber nicht, sondern lachen. Daher schreit Syrus: „(Ihr) Schurken! Lachen ist
unredlich!“
Wer kann ein Rad und Werkzeug herbeitragen? Das Landhaus ist nahe. Schon eilen Afra und
Apollonia davon.
Lange wartet Syrus auf sie... Schließlich kommen Davus uns Flavus und bringen ein Rad mit.
Werkzeug aber fehlt. Deswegen ist Syrus zornig und fährt Davus an: „Wo sind die
Werkzeuge?“ Jetzt ist auch Davus wütend und bezeichnet Syrum als Esel. Syrus aber schlägt
ihn. Die Übrigen lachen...
VI
Caput tertium
6. Früh am Morgen
Der Verwalter weckt früh am Morgen die Sklaven auf und gibt ihnen ihre Arbeiten; Syrus
muss den Ochsen Wasser anbieten und den Stall säubern und den Zaun reparieren. Davus hilft
ihm.
Die Arbeiten der Sklaven sind nicht immer angenehm. Dennoch gehorchen sie dem Verwalter
– andernfalls drohen ihnen Strafen.
Wem gibt die Hausherrin Arbeiten? Sie befielt den Sklaven Lydia und Afra. Sie bereiten ihr
warmes Wasser vor, schmücken (ihre) Haare und ziehen (ihr) Kleider an. Sie dienen Aurelia
gerne.
7. Der Schulmeister
Die Kinder warten auf Lampriscus. Lampriscus ist Lehrer, er unterrichtet sie täglich.
Domitilla und Tertia und Lucius nehmen am Unterricht teil. Lucius ist Elementarschüler/
Abcschütze.
Sextus und Quintus und Titus nehmen am Unterricht teil. Sie sind Nachbarn und sowie Lucius
Abcschützen.
Lucius schreibt Buchstaben, darauf zeigt er sie dem Lehrer. Heute tadelt der Lehrer den
Jungen nicht, sondern lobt (ihn), er gibt ihm ja sogar eine Belohnung. Tertia schreibt Wörter.
Schreiben ist ihr nicht angenehm. Domitilla ließt (was von) Homer: Die Odyssee liebt sie
besonders.
Lampriscus schenkt Domitilla heute ein Buch. Das Buch ist schön, es enthält Geschichten,
(Ein schönes Buch, mit Geschichten,) und so ist es ihr zur Freude. „Jetzt“, ruft sie, „hab ich
ein Buch.“
Lampriscus ist unglücklich, denn er ist nicht frei. Oft ruft er laut: „Griechenland ist schön.
Trotzdem sind die Griechen unglücklich: Denn sie müssen den Römern gehorchen – sie sind
Sklaven. Daher ist ihr leben elend.
8. Griechischstunde
Für Quintus und Sextus ist den Unterricht kein Vergnügen, denn sie fürchten den Lehrer.
Heute lehrt Lampriscus den Kindern das Griechische Alphabet. Die Schüler lernen nämlich
sowohl die Griechische als auch die Lateinische Sprache.
Sie begrüßen den Lehrer. Er spricht zuerst vor: „Alpha, Beta, Gamma, Delta, Epsilon...“ Dann
wiederholt Sextus das Alphabet. Lampriscus ist zufrieden und gibt ihm einen Plätzchen.
Darauf sagt Titus das Alphabet rückwärts auf: Omega, Psi, Chi, Phi...“ Wiederum ist
Lampriscus zufrieden und gibt auch ihm eine Belohnung.
Jetzt spricht er vor: „Alpha, Omega, Beta, Psi, Gamma, Chi...“ Plötzlich ruft er Quintus.
Caput quartum
9. Rache ist süß
Sie da! Titus kommt, er schaut umher. Sucht er (s-)einen Freund? Er ruft:
Titus: „Lucius! Lucius! Wo bist du? Hörst du mich denn nicht? Lampriscus verlangt dich
(nach dir).“
Lucius: „Hier bin ich. Ich hab Frösche gefangen, es sind viele im Teich. Ich bin auch drin.
Du, komm! Hilf mir, bitte!“
Titus (ist ängstlich): „Ich? Willst du mich etwa verspotten? Ich fürchte mich vor Fröschen!“
(nähert sich und sieht seinen Freund) „In der Tat du bist im Wasser! Hüte dich! Das Wasser
ist nämlich kalt. Es ist und nicht erlaubt im Kalten zu sein: Lampriscus hat es (uns) verboten.“
Lucius: „Lampriscus hier, Lampriscus dort! Er ist mir verhasst. (Ich hasse ihn.) Er beschimpft
dich, bezeichnet und als schlecht, und verprügelt mich ja sogar. Ich verachte ihn...
Griechlein.!
Titus: „Ich weiß schon. Jedoch sag mir: Warum fängst du Frösche?“
Lucius: „Ich will Lampriscus einen Streich spielen. Weißt du noch nicht? Er fürchtet sich
auch sehr vor Fröschen. Denn die sind schlüpfrig. Daher fange ich sie und... hilf mir, Titus!“
Titus: „Was höre ich? Der Lehrer fürchtet sich auch vor Fröschchen (kleinen Fröschen)?
Lucius: „Natürlich fürchtet er sich. Er ist ein kleiner Griechischer Sklave. Also hilf mir,
komm!“
10. Auf ihn!
Quintus (kommt): „Titus, Lucius, was macht ihr hier? Warum seid ihr nicht beim Unterricht?
Warum seid ihr so nass? Warum sind Frösche im Korb? Was wollt ihr? (Was habt ihr vor?)
Kommt, lauft, Lampriscus sucht euch.“
Titus: „Vielleicht such er uns – wir suchen ihn aber nicht! Im Gegenteil wir Spielen hier, wir
fangen Frösche, denn wir wollen ihm einen Streich spielen.“
Quintus: „Auf welche Weise wollt ihr ihn verspotten? (Er schweigt, darauf hin lacht er) Sieh
mal! Jetzt verstehe ich! Lampriscus fürchtet sich vor Fröschen! Deshalb...“
Lucius: „So ist es. Nehmt den Korb, ruft Lampriscus nach draußen, betretet das Schlafzimmer
und lasst die Frösche frei!“
Quintus: „Gleich rufe ich ihn nach draußen, Freunde...!“
11. Sind wir die Herren oder nicht?
Pomponius: „Was höre ich? Ihr verspottet Lampriscus? Es gefällt mir keineswegs!
Lucius: „Höre, Vater! Zuerst: Lampriscus ist Sklave und unmenschlich. Er verprügelt uns
nämlich. Darauf: Der Griechische Sklave bezeichnet Römer als schlecht – das ist unredlich,
nicht wahr?“
Pomponius: „Das ist nicht unredlich, Lucius. Lampriscus ist Lehrer und gebildet, ihr seid
Schüler und ungebildet. Ungebildete müssen sowohl lernen als auch sich bemühen und
Gebildeten gehorchen!“
Lucius: „Ich stimme dir nicht zu. Ich kann einem griechischen Lehrer nicht gehorchen. Kann
ein Römischer man etwa einem Griechen gehorchen? Die Römer sind die Herren, nicht die
Griechen!“
Pomponius: „Freilich sind wir die Herren, Lucius. Aber Griechen sind gelehrt und lehren seit
altersher uns Römern vieles: Philosophie, Heilkunst, Baukunst, Geometrie, Mathematik,
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Naturwissenschaften, Redekunst, Poesie und anders. Der Grieche ist gebildet: „Dumme könne
weder schwimmen noch schreiben.“ Wollt ihr etwa dumm sein? Deshalb müsst ihr dem
Lehrer gehorchen. Belehrung und Unterricht ist sogar für Herren notwendig wie Lucius oder
Titus oder Quintus.“
Die Jungen lachen. Pomponius ist einerseits streng, andererseits menschlich. Und so lieben sie
ihn und versprechen den Lehrer nicht gleich zu verspotten.
X
Caput quintum
12. Davus
Aurelia ruft: "Davus, bring den Freunden den Wein!"
Davus: "Was? Ist es erlaubt, meinen Freunden Wein zu bringen?"
Aurelia: "Du spinnst! Nicht deinen Freunden, sondern den Freunden des Herrn sollst du Wein
bringen! Oh weh! Was habe ich für dumme Sklaven?"
13. Ein Brief für den Nachbarn
Marcus Pomponius gibt Davus einen Brief. Er sagt: "Überbringe diesen Brief sofort
Postumius Modestus, meinem Freund."
Davus nimmt den Brief des Herrn entgegen und geht weg. "Ich bin Bauer eines kleinen
Stückes Land, also arbeite ich immer. Sieh hier, schau dort, Davus! Ich pflege die
verschiedenen Erbsen-, Zwiebel-, und Schnittlauchpflanzen, aber ihre Blätter sind trocken.
Aber wem kann ich kleine und mickrige Pflanzen anbieten? Etwa Lydia, der schlauen Sklavin
deiner Herrin, oder Corinthia, ihrer Freundin? Sieh mal! Komm! Sieh hier, die kaputten
Ziegel des Stalls. Ich habe kein Geld, deshalb fehlt diesem Ochsen ein unbeschädigtes
Stalldach. Sieh dort: Siehst du irgend etwas von den Bohnen oder Rüben? Siehst du etwa
irgend etwas von dem Spargel, von der Malve und dem Sellerie? Nichts erscheint. Das
Wasser vom Bach fehlt schon lange, deshalb können die Pflanzen nicht wachsen. Davus
gefallen seine traurigen Worte nicht er eilt schnell davon und strebt zum Gutshof des
Postumius.
14. Streit ums Trinkgeld
Davus: "Sei gegrüßt! Ich bin Bote des Marcus Pomponius Marcellus. Ich habe Briefe.
Wo ist euer Hausherr?"
Timaeus, Pförtner des Postumius Modestus: "Unser Hausherr ist nicht da; gib
mir die Briefe!"
Davus aber antwortet: "Mein ist es sie deinem Herrn zugeben und
deinem Herrn ist es mir eine Belohnung zugeben."
Da sagt Timaeus: "Bist du taub? Der Hausherr ist nicht da."
Davus: "Ist vielleicht eure Hausherrin da?"
Timaeus: "Unsere Hausherrin ist weder da noch gibt sie so habgierigen
Sklaven eine Belohnung." Daher behalt deine Briefe oder gib sie her!"
15. Falerner Wein
Die Pomponier warten auf die Gäste. (Es ist Essenszeit). Die Stunde des Essens ist da. Aurelia
sieht Lampriscus und ruft: "Höre, Lampriscus! Unsere Gäste kommen gleich, (Unser)
Nachbar Postumius und eine kleine Zahl von Freunde des Herrn. Daher geh ins Weinlager!
Hole uns eine (-n) Amphore (zweihenkeligen Krug) Falernerwein, schnell!" Lampriscus
gehorcht der Hausherrin, aber er mault heimlich: "Mir ist es die Freiheit zulehren. Wein
zuholen ist (was für den) Mundschenk." Zufällig trifft er Davus: "Hallo, Davus! Grüß
dich! Ist es etwa dem Lehrer der Griechische Sprache den Gästen den Wein zu bringen?"
Davus: "Keineswegs ist es das! Dein (-e Aufgabe) ist es nicht volle Weinamphoren
herbeizutragen! Ich aber kann dir helfen: Wer von uns ist der beste Mundschenk? Niemand
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wenn nicht ich!" Lampriscus: "Wie freue ich mich, teuerer Freund und ich stimme dir zu! Ich
mache dir großen Dank!" Sofort eilt Lampriscus davon, Davus aber geht ins Weinlager.
Aurelia wartet lange auf Lampriscus. Schließlich ruft sie: "Lampriscus! Wo ist der Wein!? Du
bist ein wirklich fauler Sklave." Da taucht Davus auf. Er schwankt, er trägt eine Amphore
und singt: "O mein Falernerwein... sei gegrüßt, Herrin! ...dieser ...dieser Wein ist dein." Die
Herrin aber: "Was? Du bringst den Wein? Wo ist Lampriscus? Ihr ich...!" Aber es fehlt schon
viel Wein, Aurelia ist zornig. "Oh du Säufer!" beschimpft sie Davus.
XII
Caput sextum
16. Flavus und der Esel
Flavus belädt zur 6. Stunde den Esel mit einem Sack und kehrt nach Hause zurück. Selenus
erwartet ihn, deshalb treibt er das Eselchen an. Aber der Esel bleibt an vielen Stellen stehen.
Zum Schluss weicht er nicht mehr von der Stelle. Vergeblich treibt Flavus ihm mit
freundlichen Worten an, vergeblich schlägt er ihn: Der Esel gehorcht ihm nicht. Nun pflückt
er mit großer Sorgfalt Gras für den Esel, aber er kann ihn nicht einmal mit interessantem Gras
antreiben und auch nicht von der Stelle bewegen.
17. Inzwischen auf dem Pompeianum
Im Pompeianum erwartet der Verwalter Flavus mit Davus. Er läuft mit großer Ungeduld vor
dem Tor hin und her. Denn zur ersten Abendstunde (zur ersten Abenddämmerung) ist Flavus
noch nicht da. Selenus: „Es ist schon Abend. Wo ist Flavus? Warum ist Flavus noch nicht
zurückgekehrt? Er ist schon lange von dem Gutshof weggegangen. Gewiss steht er mit
(seinen) Freunden auf dem Marktplatz und erzählt Geschichten vom Hausherrn Pomponius.
Komm mit mir, Davus! Ich will zum Hügel gehen und nach ihm Ausschau halten.“ Der
Verwalter und Davus gehen aus dem Gutshof und steigen einen Hügel, der nahe dem Gutshof
gelegen ist, hinauf. Vom Hügel schauen sie. Was sehen sie? Der Esel strebt ohne Sack zum
Stall; Flavus steht unterhalb des Hügels und trägt auf seiner Schulter den Sack….
18. Fabula de epuo superbo et de asino misero
Rusticus geht mit seinem Esel und seinem Pferd zum Markt. Der Esel ist schon alt, er muss
alle Säcke tragen. Das Pferd muss keinen Sack tragen. Nach kurzer Zeit kann der Esel nicht
mehr, er bleibt auf der Stelle stehen und sagt zum Pferd: "ich" sagte er, "bin ein alter Esel (ich
trage alle Säcke), ich gehe mit allen Säcken zum Marktplatz du aber bist frei von Säcken.
Also hilf mit und befrei mich von der Hälfte der Säcke. Du trägst nicht mal einen Sattel. Aber
das Pferd antwortet mit stolzen Worten: "Ertrage das und halte es aus! Du bist mir mit deinen
Worten lästig. Geh zum Teufel!" Bald darauf kann der alte Esel die Säcke nicht mehr tragen.
Er fällt zusammen und geht aus dem leben heraus (stirbt). Der Bauer hebt die Säcke auf den
Rücken und legt sie auf den Rücken des Pferdes. Dann ruft das Pferd: "Oh.. bin ich dumm,
statt der Hälfte der Säcke trage ich jetzt alle Säcke!"
XIII
Caput septimum
19. Colonus und Patronus
Faustra, die Ehefrau von Simylus weckt ihn in der Frühe auf: "Stehe auf Simylus! Heute
müssen wir dem Hausherren die Pracht geben oder den Preis zahlen... geh, frag ihn! Sag ihm:
Das Wasser fehlt, die Pflanzen sind zu trocken... wir haben kein Geld... Wir leben schlecht! -
Pomponius unser Herr ist nicht unmenschlich! Warum bist du ängstlich...?" Langsam steht
Simylus auf und bereitet sich vor zum seinem Herren zu gehen.
Simylus: „Wir Bauern sind immer schlecht, immer leben wir schlecht, Herr. Nun aber quält
aber das Unglück mich im besonderen (sehr). Der Verwalter nämlich nimmt mein Wasser aus
dem neuen Brunnen. Deshalb sind mein Garten und meine Äcker trocken. Selten und spärlich
wächst eine Pflanze. Ich bitte dich: ich arbeite immer hart und beständig, aber das Wasser
fehlt: in meinem Fluss ist nicht ein Tropfen Wasser.“ Pomponius hört die Worte des Bauern
mit großer Ungeduld: „Schweig, ich weiß es schon von Davus. Was zu mir (Was geht mich
das an?)“ sagt er. „Es ist das Deine (Es ist dein Problem! Unterlasse die Klagen – zahle
nächstes Jahr!“
So eilt Simylus vergeblich nach Hause und denkt traurig über das Unglück nach.
20. Kurier aus Rom
Gegen Abend steht ein Bote vor der Tür, er klopft. Der Pförtner geht zur Tür, begrüßt den
Boten und fragt: "Wer bist du und von wo kommst du?" "Ich bin Alexander, ich komme aus
Rom. Ich trage eine Botschaft der Hausherren. Ist der Hausherr etwa nicht zuhause? Er ist
noch nicht da, denn er macht Geschäfte in Pompei. Er ist schon lange von zu Hause weg.
Tritt ein und warte auf den Herrn!" Alexander tritt in das Atrium, spät am Abend kehrt
Pomponius zurück. Nach dem Essen sagt er Aurelia und den kindern: „Es ist (mir) nötig,
Pompei zu verlassen und eine Reise zu machen.“ Die Kinder rufen: „Warum gehst du von zu
Hause weg? Wohin willst du eine Reise machen? Du bist selten bei uns.“ Da Pomponius: „Ich
gehe nicht fröhlich weg, aber in Rom sind viele Aufgaben für mich.“ „Können wir nicht mir
die gehen? Sicher ist es großartig durch die Via Sacra und die Via Nova spazierenzugehen
und die Läden und den Circus und den Palatinus zu sehen.“ Pomponius lacht: „Es ist erlaubt,
Kinder!“
21. Nach Rom!
Bei Sonnenaufgang weckt Polybius die Kinder: "Beeilt euch Kinder! Es tut mir leid: Es ist
Zeit zum Aufstehen. Der Herr will sehr früh gehen." Die Kinder noch sehr müde, aber
glücklich, rufen beim Aufstehen: "Wir sind schon bereit für die Fahrt!" Bald darauf verlassen
sie das Pompeianum mit der bequemen Kutsche. Auf dem Öffentlichen Weg kommen sie
schnell voran. Der Vesuv verbirgt sich noch hinter einer dunklen Wolke; der Wind verjagt sie
aber bald, die Weinberge und die Gärten erscheinen. Am Abend kommen sie sehr erschöpft
durch den langen Weg in Cumae an; dort halten sie bei einem Freund des Pomponius an um
zu übernachten. Er erzählt den Kindern von Sibylle - Sibylles Höhle ist nämlich in Cumae
gelegen: Sogar jetzt, in unserem so gelehrten Jahrhundert, kommen einige (Besucher) nach
Cumae: Sie wollen nämlich die Höhle der Sibylle sehen. Und in der Tat zeigen ihnen witzige
Einheimische eine kleine Flasche, die kleine Wohnung - so sagen sie - der vor so vielen
XIV
Jahren noch winzigen Sibylle. Alle lachen. Es ist witzig eine Reise zu machen und neues zu
sehen oder zu hören.
22. Die lykischen Bauern
In der Frühe verlassen die Pomponier Cumae. Zur fünften Stunde nähern sie sich dem
kleinem Teich. Sie halten dort um zu essen. Beim Essen hören sie Frösche. Dann sagt
Polybius: "Oh glücklicher Lampriscus du musst den Fröschen nicht zuhören! Aber hört,
Kinder, ich will euch eine Geschichte über Frösche und über die Göttin Latona erzählen. Seid
ihr nicht bereit zum zuhören? Einst irrte die Göttin Latona mit Phoebus und Diana ihren
Kinder durch Lycia. (sie war nämlich im Hass bei Iuno, deshalb meidet sie sie) Sie brauchen
Wasser und sind sehr durstig. Dann nähern sie sich einem kleinem Teich. Mit fröhlicher Seele
läuft Latona dort zum trinken. Plötzlich erscheinen die Bauern vom Nachbardorf und halten
die Göttin vom Wasser fern. Latona aber fleht die Bauern an: "Warum haltet ihr uns vom
Wasser fern? Wir sind sehr durstig. Habt mitleid mit den armen Kindern. Helft uns und bietet
uns Wasser an. Aber die Bauern sind ihrer Pflicht vergessen und beschimpfen die Göttin, sie
springen in den Teich und trüben das Wasser durchs hineinspringen. Dann ist die Göttin
wütend über sie: "Wehe euch ihr pflichtvergessenen Bauern! Ich bin die Göttin Latona! Ihr
hindert uns am Trinken. Darum müsst ihr für immer im Teich leben! Sofort verwandelt sie die
Bauern in Frösche. Schon erhalten sie die Gestallten von ihnen, schon springen sie im Teich
herum, schon schimpfen sie Unterasser. Wir lesen so bei Ovid dem berühmten Dichter:
"Obwohl sie unter Wasser sind, versuchen sie unter Wasser weiter zu meckern."
XV
Caput octavum
23. Auf dem Forum
Auf der Rednertribühne steht der Redner mit einer Toga bekleidet und hält eine Rede. Seine
Stimmer füllt den ganzen Markt. Eine große Menge an Männern und Frauen steht um die
Bühne. Zuerst nehmen die Kinder mit der Menge zusammen die Worte des Redners
aufmerksam auf. Die Mann spricht mit lauter Stimme, er hebt mit höchsten Lobsprüchen die
antiken Zeiten, die herausragenden Tugenden und den guten Charakter einer Senators hervor:
Die Leistungen des L. Munatius Plancus stehen bei uns hoch in Ehren. Die glänzenden Taten
des Toten sind es wert ewig von uns Bürgern Roms, unserem Volk und allen im Reich im
Gedächtnis behalten zu werden. Die größte Leistung..." Ein Teil der Menge ruft dem Redner
zu. Die Kinder hören der Rede ein wenig zu, darauf Publius: "Was geht mich der mir
unbekannte Senator an und seine Ehre?Ich geh schon weg. Geht mit mir!"
24. Das Wundermittel
Die Kinder gehen von der Rednertribüne weg uns erblicken auf dem engen Weg den
Marktschreier. Er ruft mit lauter Stimme die Menschen zusammen. Schon steht eine Menge
an Menschen um ihn. Der Marktschreier bietet geheimnisvolle Medikamente an und schreit
mit lauter Stimme: Kommt! Hört! Seht! Kauft meine Medikamente! Ich rede vor allem euch
unglückliche Männer an. Hört! Wer von euch will nicht das Geheimnis der Frauen kennen?"
Der Mann zeigt ein kleines Gefäß: "Seht, im Gefäß sind Froschzungen. Ich hohle eine
lebendige Froschzungen heraus und lasse sie wieder ins Wasser fallen. Was bewirkt die
Zunge?" Der Redner redet einen Zuhörer an: "Lege die Zunge nachts auf die Brust deiner
Ehefrau. Dann frag alles aus ihr heraus, glaube mir: Meine Medikamente zwingen die Frauen
ihre Geheimnisse preiszugeben. Dann unterbricht eine Frauenstimme den Redner: "Das
glaube ich nicht!" Er aber antwortet: "Ich sagen immer die Wahrheit! Die Frau kann sich den
Froschzungen in keiner Art und Weise widersetzen. Nehmt, ihr Männer die Zungen und zieht
aus euren Frauen die Wahrheit heraus." Ein kleiner Junge sagt zu Vater: "Oh, Vater nimm
eine Zunge und frag Mutter nach der Wahrheit!" Aber der Vater gibt ihm eine Ohrfeige und
alle lachen...
25. Ein Triumphzug
Die ganze Stadt, Bürger und Fremde, Reiche und Arme, Freie und Sklaven schauen dem
Triumphzug zu und wollen dem siegreichen Kaiser zurufen. Der Marktplatz und die Straßen
ganz Roms sind von ihrem Geschrei erfüllt. Stellt euch vor: schon lange warten sie auf den
Heereszug. Denn der lange Feldzug, der Senatoren, der Trompeter, der Priester, die
Gefangenen und die mit Beute beladenen Wagen erscheinen. Schon hören die Zuschauer das
Geschrei der siegreichen Soldaten. Da, das Viergespann der weißen Pferde und die Soldaten
nähern sich. Der Triumphator mit einem Staatssklaven steht auf dem Viergespann. Die
Menschen rufen den Namen des Kaisers, der Sieger grüßt sie: "Viel Glück! Viel Glück!",
schreit er mit lauter Stimme. Der Sklave hebt die Krone über seinen Kopf und immer wieder
sagt er ihm: "Denke daran! Du bist auch nur ein Mensch!" Da verspotten ihn die siegreichen
Soldaten auf dem Viergespann mit witzigen Liedern oder loben ihn mit Lobsprüchen. Die
Zuschauer rufen ihm und den Soldaten zu: Hurra! Was für ein Triumphzug! Durch die Via
Sacra sieht der Heereszug zum Capitol hin - seht, dort ist das Capitol gelegen, der steilste
Berg der 7 Hügel Roms. Dort dankt der siegreiche Kaiser mit den Senatoren den Göttern für
den Sieg und opfern für Jupiter auf dem Kapitol ein Stier.
XVI
Caput nonum
26. „Vae victis“
Deshalb hat Brennus den Römern den Krieg bereitet, er hat Italien angegriffen, er hat die
römischen Legionen an der Alia besiegt, er hat nach Rom gestrebt. Die ängstlichen Bewohner
Roms haben ihre Hütten verlassen und haben sich in das Kapitol geflüchtet. Kurz darauf sind
ihnen Essen und Trinken ausgegangen. Die Römer sind in großer Not gewesen, sie hatten
keinen Plan für Rettung mehr. Deshalb haben sie Sulpicius, den Oberst, als einen Gesandten
zu Brennus geschickt. Der König aber hat ihm gesagt: „Wir Gallier haben eure Legionen am
Fluss Alia besiegt, nun bittet ihr um Frieden, Römer. Daher tragt Gold und Silber aus den
Tempeln und Hütten auf dem Marktplatz zusammen und zahlt 1000 Pfund Gold und Silber.“
Die Römer haben dem König gehorcht und haben Gold und Silber auf dem Marktplatz
zusammen gebracht. Brennus hat sie gewogen und hat zum Volkstribun gesagt:“ Es ist zu
wenig, zahlt Römer!“ Darauf hat der Tribun der Gallier das Gewicht geprüft und
geantwortet:“ Das Gewicht ist geprüft und dein Betrug aufgedeckt. Es ist ungerecht Last
hinzuzuziehen, Brennus.“ Darauf hat der wütende König zu den Römer ausgerufen:“ Wehe
dem Besiegten!“ und hat das Schwert zusätzlich den Gewichten hinzugefügt.
27. Das magische Quadrat
Caecilia: “Seid gegrüßt, Kinder! Was für eine Freude euch zu sehen!“ Tertia: “Ich habe einen
Marktschreier gehört! Er hat Geschichten über Frösche erzählt.“ Lucius: “Du hast einen
Marktschreier gehört - einen allein? Ich habe eine Menge Marktschreier gehört: Sie haben
verschiedene Waren verkauft, sie haben Erstaunliches erzählt, sie haben den Marktplatz mit
Lärm gefüllt. Hallo Caecilia! Hast du die Sportler auf dem Marktplatz gesehen? Sie haben mit
bloßen Fäusten gekämpft.“ Publius: “Wir haben sie lange angesehen. Zuerst haben sie die
Zuschauer begrüßt, darauf haben sie mit Worten gestritten, zuletzt haben sie mit Fäusten
gekämpft und sind tot zu Boden gefallen.“ Caecilia: “Verspottest du mich?“ Publius:
“Keineswegs habe ich dich verspottet. Die Toten haben am Boden gelegen.“ Caecilia: “Habt
ihr in der Stadt denn nichts anderes und Angenehmes gesehen? Das Forum Romanum, die
öffentlichen Parks, den Fluss Tiber, ein prächtiges Haus, die Via Sacra, die Kneipen, die
Gerichtshalle, das Kapitol...“ Tertia: “Ich habe sehr hohe Gebäude gesehen. Manchmal habe
ich nicht einmal den Himmel gesehen!“ Caecilia: “Sie sind wirklich hoch. Deshalb fallen sie
nicht selten zusammen.“ Tertia: “Was sagt sie? Ich glaube dir nicht. In Pompeji... Caecilia:
“Ach, Pompeji. Erzählt über Pompeji, Kinder, über die Nachbarn, über den Lehrer, über die
Schule, über...“ Tertia: “Ich will es dir erzählen. Zu Hause hat mich der Arzt aufgesucht.“
Lucius: “Immer schwatzt sie von dem Arzt: Es ist lästig. Hör mich, sieh mich , Caecilia! Denn
du siehst den Sieger! Ich bin auf dem Sportplatz in Pompeji gelaufen und haben den Kranz als
Preis genommen.“ Caecilia: “Bravo, Lucius! Du bist ein guter Sportler! Aber es gehört sich
nicht nur zu laufen, man muss auch für die Schule lernen.“ (Lucius schweigt) Tertia:
“Vielleicht bist du im Körper stark, aber im Geist klein...“ Publius: “Sieh Caecilia! Ich habe
ein Brett aus Pompeji mitgebracht. Der Gast des Vaters hat sie den Sklaven gegeben, aber sie
haben es nicht geschafft die Inschrift zu verstehen. Kannst du die Pompejianische Tafel
lesen?“ (Er gibt die Tafel Caecilia.) Caecilia: “Natürlich kann ich sie lesen." Lucius zu
Publius: “Der Vater hat die Tafel nicht lesen können. Caecilia: “Siehe da, Onkel Aurelius
kommt. Hallo Aurelius! Lies uns die Tafel vor...“ Lucius (zu Publius): “...auch Caecilia kann
sie nicht lesen.“ KÖNNT IHR, LEHRER UND SCHÜLER, DAS BRETT LESEN, SOWIE
VERSTEHEN?
Caput decimum
28. Hannibals Ende
Einstmals, als Gesandte von Prusias, des Königs von Bithynien, in Rom waren und zufällig
bei T. Quinctius Flaminius aßen, machte einer von ihnen eine Bemerkung über Hannibal -
denn der lebte damals im Reich des Prusias. Am nächsten Tag berichtete Flaminius es den
Senatoren; er sagte: "Solange Hannibal lebt, leben wir Römer niemals ohne Hinterhalt von
ihm." Da schickten die Väter Gesandte in Bithynien zu König Prusias und sie forderten die
Übergabe von Hannibal, ihrem größten Feind. Der König konnte den Römern die Forderung
nicht abschlagen, da er ein Freund des römischen Volkes war, trotzdem sagte er den
Gesandten: "Ich für meine Person kann euch Hannibal nicht ausliefern, weil er mein Gast ist
und ich mich weigere, das Recht der Gastfreundschaft zu verletzen. Aber es ist erlaubt, euch
seinen Zufluchtsort anzugeben." Der Karthager hatte als Geschenk des Königs einen
Zufluchtsort und hielt sich dort auf. Er kannte sowohl den riesigen Hass der Römer, als auch
die Treulosigkeit des Königs genau. Deshalb hatte er in allen Teilen der Burg zum Flüchten
vorbereitete Türen. Bald umzingelten die Gesandten der Römer mit vielen Soldaten die
Festung und belagerten alle Türen. Das meldete ein treuer Sklave Hannibal. Darauf sagte
Hannibal: "Schon lange erwarte ich die Soldaten der Römer. Allzu lange haben sie nämlich
meinen Tod erwartet, aber ich habe sie zu keiner Zeit gefürchtet." Darauf nahm er einen
Becher voll - den hatte er nämlich immer bei sich. So starb ein hochberühmter Mann nach
vielen und verschiedenen Anstrengungen.
29. Der Junge und der Delphin
Ich bin in der Niederlassung Hippo, in einer Stadt in Numidia, geboren. Sie liegt ganz nah am
Meer. Deshalb bezeichnet mich Aurelius als Scherz mit dem Namen Hipponax. Früher hatte
ich den Namen Nabdalsa. Der gefiel aber eurem Onkel nicht: Mit dem selben Namen riefen
sie nämlich einen Freund des Jugurtha, des Feindes des römischen Volkes, des Königs der
Numidier. Kennt ihr Hipponax, Kinder? Er war ein sehr alter griechischer Dichter und sein
Name bedeutet: "Herrscher über das Pferd." Ich bin aber ein Fischer, ich bin unkundig über
Pferde und ich kann keine Geschichten erfinden außer "tralala." Dort - ich meine in Hippo -
fingen die Menschen Fische - so wie ich - oder segelten oder schwammen. Vor allem für die
Jungen bedeutete es Ruhm und Tapferkeit beim Schwimmen den Strand möglichst weit hinter
sich zu lassen. Bei einem Schwimmwettkampf schwamm einst ein einer von den Jungen im
tiefen Meer, als ihm ein Delphin begegnete. Bald schwamm er dem Jungen voran, bald zog er
seine Runden, zuletzt nahm er ihn auf den Rücken, setzte ihn ab und nahm ihn wiederum auf
den Rücken und trug den Ängstlichen zuerst auf hohe Meer hinaus, bald aber bog er zum
Strand um und gab ihn der Erde und seinen Kameraden zurück. Durch die Stadt ging das
Gerücht: Die Menschen liefen zusammen, sie blickten nach dem Jungen wie ein Wunder, sie
fragten ihn, sie hörten ihm zu, sie erzählten anderen die Tatsache. Am nächsten Tag
belagerten sie die Küste und schauten aufs weite Meer hinaus. Die Jungen schwammen, unter
ihnen, wie am Vortag, der jetzt berühmte Junge. Der Delphin kam wieder zur selben Zeit,
wieder zu dem Jungen: Er näherte sich nur ihm allein. Der Junge floh mit den übrigen, der
Delphin sprang in die Höhe; er sprang zurück in die Wellen und zog verschiedene
Kreise, schließlich ließ er den Jungen frei. Von nun an passierte dasselbe täglich.Allmählich
legten die Kinder die Furcht vor dem Delphin ab. Schon schwammen sie auf ihn zu, spielten
mit dem Fisch, redeten ihn an, sie berührten ihn und betasteten ihn sogar. Ihre Kühnheit
wuchs mit der Erfahrung mehr und mehr. Schließlich schwamm der Junge zum Delphin,
sprang auf dessen Rücken und der Fisch brachte ihn zurück. Von da an liebten sich der Junge
und der Delphin gegenseitig und täglich kamen sie zum Spielen zusammen... Aber - es tut
XVIII
mir sehr leid, euch das todtraurige Ende der Geschichte darzustellen: Zuletzt aber verlor der
Ort seine Ruhe und sein Geheimnis, deshalb gefiel es den Stadträten von Hippo den Delphin
heimlich zu töten...
XIX
Caput undecimum
30. Im Circus Maximus
Zu Spät kehrten Lucius und Publius zum Haus ihres Onkels zurück. Beim ersten Tageslicht
waren sie weggegangen und zum Circus Maximus geeilt. Aurelius Flaccus hatte sie schon
lange erwartet: "Ihr seid zu spät zurückgekehrt! Caecilia ist sehr zornig auf euch, weil ihr so
lange weg wart. Ihr habt eine Strafe verdient." Darauf fragte Publius: "Welche Tat haben wir
begangen? Welche Strafe hast du dir für uns ausgedacht? Nachdem wir im Circus Maximus
an großartigen Pferderennen teilgenommen hatten, sind wir noch eine Weile in der Stadt
herumgegangen. Glänzend und begeisternd - sowohl das Rennen als auch alles andere!"
Lucius unterbrach seinen Bruder: "Wir haben niemals so großartige Pferde gesehen!"
31. Ein spannendes Wagenrennen
Aurelius: "Erzählt von dem Rennen!" Lucius: "Zuerst sahen wir die Pferde nicht. Die
Wagenlenker hielten sie in den Startschranken, in denen sie den Beginn des Rennens
erwarteten. Schon hatten die Zuschauer Wetten abgeschlossen, auf die Partei, auf die sie
setzten." Aurelius: "Sag mir: Welche Mannschaft hat gesiegt: die weiße, grüne, blaue oder
rote?" Lucius: (der dessen Frage im Erzähleifer nicht mitgekriegt hat) "Über der Spina waren
sieben Delphine..." Publius: "...deren Anzahl die Anzahl der Runden anzeigt." Lucius:
"Plötzlich erhob sich ein Mann auf dem höchsten Zuschauerrang, der eine Flagge in die Arena
warf. Sobald er sie warf, schossen die Pferde mit den Wagenlenkern, welche auf den
Viergespannen standen, sofort aus den Startschranken heraus. Schon kippte der erste
Delphin. Geschrei von allen Seiten, während sich die Viergespanne der Spina nähern. Viele
hatten Pauken bei sich, mit denen sie lärmten und die Wagenlenker anfeuerten. Schon eilten
die Pferde an der Spina vorbei, schon näherten sie sich der Spitzsäule, welche die Hälfte der
Strecke anzeigte. Plötzlich berührte das Viergespann der roten Mannschaft, welches am
nächsten an der Spina war, diese fast mit einem Rad. Schon schrien die, die auf die weiße
Mannschaft Wetten abgeschlossen auf, aber der rote Wagenlenker brachte das Viergespann
unbeschädigt um die Spitzsäule. Nach ihm rasten auch die anderen Wagenlenker um die
Spitzsäule, sie kehrten zu den Startschranken zurück, sie begannen die zweite Runde, was der
zweite Delphin anzeigte..." Aurelius unterbrach ihn: "Sag schnell: Welche Mannschaft hat
beim ersten Rennen gewonnen?" Lucius: "...und die letzte Runde gewann das Viergespann
der roten Mannschaft, auf die niemand gesetzt hat. Der glückliche Wagenlenker, den alle
feierten, nahm den Preis an. Ach! Ein großartiges Schauspiel!" Da sagte Aurelius: "Bei
Herkules! Ich jedenfalls setzte immer auf die rote Mannschaft." Nun sagte Caecilia:"Schweig,
Lucius, über den Circus, dessen Schauspiele euren Onkel allzu sehr aufregen und verwirren,
wie ich denke."
32. Camillus und die Kinder von Falerii
Das Glück des Krieges war lange verschieden. Während die Römer die Stadt Faleri angriffen,
führte ein griechischer Sklave einige Jungen, deren Väter bei den Faliskern Anführer waren,
täglich aus der Stadt auf die Felder hinaus – denn er war deren Lehrer, wie er immer im
Frieden gehandelt hatte. Einstmals aber führte er sie nicht auf die Felder, sondern in das
Lager der Römer zu Camillus und übergab sie ihm. Er sagte: “Ich übergebe dir die Stadt
Faleri zusammen mit den Kindern der Anführer der Falisker.“ Aber Camillus antwortete,
sobald er seine Worte gehört hatte: “Du bist weder zu einem Anführer gekommen noch zu
einem verbrecherischen Volk mit einem verbrecherischen Geschenk, verbrecherischer
XX
Sklave! Obwohl wir die Falisker als Feinde haben, ist trotzdem von Natur aus eine
menschliche Gesellschaft zwischen uns und ihnen, die alle Menschen verbindet. Denn es gibt
sowohl Kriegsgesetzte als auch Friedensgesetze. Wir haben die Waffen nicht gegen wehrlose
Kinder genommen, sondern gegen bewaffnete Männer. Du willst Faleri mit Verbrechen und
Treulosigkeit besiegen, ich will die Stadt der Feinde mit römischen Kriegskünsten und
Waffen besiegen, sowie ich auch Vei besiegt habe.“ Camillus übergab den Lehrer den
Kindern, nachdem er die Worte gesagt hatte. Diese aber schlugen den treulosen Mann mit
Ruten, die ihnen Camillus gegeben hatte und führten ihn nach Faleri zurück.
XXI
Caput duodecimum
33. Der Baukran
Lucius blieb auf der clivus Argentarius stehen: „Sieh da, Publius! Komm schnell zu mir!“
Publius eilte herbei und sagte: „Was ist, Lucius? Warum staunst du?“ Lucius: „Hast du die
Maschine etwa nicht gesehen? Ich kenne ihren Namen nicht. Niemals zuvor habe ich so ein
großes Rad gesehen. Siehst du die Männer, welche in ihr sind? Sie bewegen das Rad mit den
Füßen!“ Publius: „Ich kann sogar ihre Stimmen hören.“ Lucius: „Wie sie vor Anstrengung
stöhnen! Sie, welche das Rad bewegen, sind gewiss Sklaven.“ Publius: „Die, die im Rad
arbeiten müssen sind in der Tat elend. Ich habe Mitleid mit ihnen…“
34. Beim Buchhändler
Nachdem sie bei dem Laden des Buchhändlers angekommen sind, eilen sei sofort zu Aurelius,
den sie im äußersten Teil erblickt hatten, er hatte ein Gespräch mit irgendeinem Mann. Sie
fragten ihn über die Maschine, die sie gesehen hatten. Er wollte schon antworten, aber der
Buchhändler, der den Jungen unbekannt war, hatte sich eingemischt: „Euer Onkel ist einer
von den gelehrten Männern, für die das, wonach ihr fragt, nicht zuständig ist. Aurelius lachte:
„Also erzähl du über die Maschine. Denn wir wissen: Du bist ein erfahrener Mann in allen
Maschinen.“ Bibliopola: „Es ist, wie du sagst, Aurelius! Die Maschine, deren Tretrad ihr
gesehen habt, Kinder, ist ein Hebekran, welchen die Griechen „Geranon“ nennen. Die, die in
ihm sind, bewegen das Rad mit den Füßen, welches im Griechischen „tympanum“ heißt, wie
ich sagte, und heben so große Lasten.“ Lucius: „Du verspottest uns! Niemals können
Menschen mit den Füßen Lasten heben!“ Bibliopola: „Ich verspotte niemanden: Sie können
es. Durch Treten nämlich treiben die Arbeiter die Maschine an, welche dicke Taue aufwickelt.
Habt ihr sie etwa nicht gesehen?“ Publius: „Gewiss haben wir sie gesehen.“ Bibliopola: „Die
Arbeiter heben mit den Seilen Steinquader, die für das Gebäude nötig sind. Wenn ihr schauen
wollt: Mir gehört eine schöne Ausgabe der Bücher von Vitrinius über die Architektur, die eine
Beschreibung des Bauens mit großartigen Zeichnungen enthält.“ Lucius: „Beim Jupiter!
Komm Publius! Komm mit mir zurück zu dieser Maschine, welche so große Lasten
emporhebt.“ Publius: „Eile du alleine! Ich ziehe es vor die Bücher des Vitrinius anzuschauen.
(zum Buchhändler:) Denn ich befasse mich eifrig mit der Baukunst, besonders mit allen
Maschinen.“
35. Brand in der Subura
Im Monat des Juni überzog ein unerhörtes Feuer die Stadt und Gebiete und verwüstete
beinahe die alte Gegend, welche die Subura ist. Die Katastrophe nahm ihren Anfang auf der
Seite des Circus Maximus, welche den Bergen Palatium und Caelius benachbart ist. Das
Feuer hatte in irgendwelchen Läden begonnen, der Wind trieb die Flammen an, zuerst
erfassten sie die Waren von großem Wert und dann eine Seite des Zirkus, dann durcheilten sie
flaches Gelände, stiegen auf hohes Gelände hinauf, dann rafften sie schnell in einem nicht
langem Zeitraum das enge Gelände der Subura bis zu den Wegen und Gassen, weil weder
Mauern der Tempel noch etwas dazwischen lag. Das Feuer war von nie gesehener Gewalt.
Die Enge der Gassen und die Flammen behinderten die Feuerwehrleute sehr, welche sofort
mit Feuereimern, Brechäxten, Matratzen und ihren Feuerspritzen zu Hilfe gekommen waren
und die Flammen zu löschen versuchten. Überall irrten Kinder und alte Männer in den
Wegen, die sich Rettung verschafften, überall suchten Frauen ihre Kleinkinder.
Freilich behinderten die Männer von großer Tapferkeit, welche die Schwachen unterstützten,
XXII
trotzdem auf diese Weise die Feuerwehrleute. Oft schlossen die Flammen die Menschen auch
in denjenigen Teilen ein, in die sie geflohen waren, ein und töteten sie. Zuletzt waren die
Wege und Plätze voll von denjenigen, welche sich Rettung verschafft hatten. Viele aber gaben
die Hoffnung zu überleben auf: Wer seinen Besitz verloren hatte, wer die Eltern, Kinder,
Ehefrauen oder Kinder nicht aus den Flammen gezogen hatte, wollte sterben, obwohl er hätte
fliehen können. Nach langer Zeit löschten die Feuerwehrleute am Fuße des Esquilin endlich
die Flammen, nachdem sie über einen großen Raum hin die Gebäude niedergerissen hatten:
So nämlich stand den Feuern ein leeres Feld entgegen. Der Praefekt konnte dem Kaiser
Tiberius noch nicht die Anzahl der Toten oder Gebäude, Mietshäuser und Tempel, die der
Brand zerstört hatte, melden.
XXII
trotzdem auf diese Weise die Feuerwehrleute. Oft schlossen die Flammen die Menschen auch
in denjenigen Teilen ein, in die sie geflohen waren, ein und töteten sie. Zuletzt waren die
Wege und Plätze voll von denjenigen, welche sich Rettung verschafft hatten. Viele aber gaben
die Hoffnung zu überleben auf: Wer seinen Besitz verloren hatte, wer die Eltern, Kinder,
Ehefrauen oder Kinder nicht aus den Flammen gezogen hatte, wollte sterben, obwohl er hätte
fliehen können. Nach langer Zeit löschten die Feuerwehrleute am Fuße des Esquilin endlich
die Flammen, nachdem sie über einen großen Raum hin die Gebäude niedergerissen hatten:
So nämlich stand den Feuern ein leeres Feld entgegen. Der Praefekt konnte dem Kaiser
Tiberius noch nicht die Anzahl der Toten oder Gebäude, Mietshäuser und Tempel, die der
Brand zerstört hatte, melden.
XXIII
Caput tertium decimum
36. Im Marcellustheater
Vor dem Theater billigte der Platzanweiser aufmerksam die Eintrittsmarken, die Chremylus
besorgt hatte und, während er auf die vor sich gelegene Tür zeige, sagte er ihnen: „Nicht
diese ist die Tür, wo ihr hineingehen müsst, Kinder!“ Er zeigte Chremylus die Richtung des
Hereingehens: "Jener Eingang ist angemessen, wo du das Standbild des göttlichen Augustus
siehst!“ Chremylus öffnete den Kindern einen Weg durch die Mitte der dicht gedrängten
Menschen und er führte sie zu den Sitzplätzen. Über diese sagte jener, nachdem sie sich
gesetzt hatten: „Verzeit, Kinder, verpetzt mich, bitte, nicht beim Herren Aurelius: Ich kann
dieses Schauspiel fast aus dem Gedächtnis aufsagen! Daher- Ich gehe von hier weg! Erwartet
mich nach dem Ende des Schauspieles!“–und er geht aus den Zuschauerrängen. Domitilla
blickt aufmerksam umher. Was für eine große Menge! Wie viel Geschrei! Dort singen sie,
dort schwatzen sie. Dort hatten sie Kissen auf den Steinsitzen. Schon nahmen sie jene Kuchn
aus den Körben, welche sie bei sich getragen hatten. „Sie da, Publius“, rief sie, „Guck dir die
Frau dort an! Sie trägt in der Tat ihr Kleinkind bei sich... und der Mann hier: Er hat sich eine
Maske angezogen!“ Endlich betrat jener Schauspieler mit dem Namen Demetrius, von dem
Caecilia erzählt hatte, die Bühne und rief aus: „Schon beginnt das Schauspiel! Unterlasst
schon mal das Essen, Trinken und Schwatzen. Und schicken sofort diese Kleinkinder, deren
Wimmern ich bis auf die Bühne höre, aus dem Theater! Richtet eure Aufmerksamkeit auf den
Soldaten, der jetzt auf die Bühne geht, und auf diesen Schmarotzer, der... Schon erschöpfte
sich das Publikum beim Klatschen.
37. Hochzeitstag
Im Morgengrauen betrat die Mutter das Schlafzimmer der Tochter und weckte sie aus dem
Schlaf: "Steh' auf, Rufilla! Zu Hochzeit ist alles vorbereitet." Schon lange vor diesem Fest
hatte der Vater Vorzeichen beobachtet, und weil sie günstig waren, hatte er alle Verwandten
und Freunde eingeladen. Rufilla hatte einen großen Teil der Nacht nicht geschlafen. Der Vater
hatte sie mit Titus verlobt, als sie kaum 12 Jahre alt war. Seit dieser Zeit trug sie einen
eisernen Ring, den ihr Verlobter ihr damals gegeben hatte. Im Monat Mai hatte sie das 15:
Lebensjahr vollendet. Wollte sie wirklich Titus heiraten? Dieser einerseits netten, andererseits
unzuverlässigen Titus...? Hatte sie ihre Absicht gut geprüft? Aber niemand hatte nach ihrer
Zustimmung gesucht... Sobald sie sich gewaschen hatte, gab ihr ihre Mutter Kleidungstücke:
"Zieh dieses weiße Untergewand an, dieses Obergewand und diese safrangelben Sandalen.
Dann lege diesen feuerroten Brautschleier auf deinen Kopf und schmücke dich mit diesem
Myrtenkranz! Oh wie reizend!"
Das Fest
Endlich kam Titus mit seinen Eltern an. Sogar die Freunde und Verwandten kamen an.
Nachdem sie Juno ein Opfer dargebracht und deren Gefälligkeit für den Bräutigam erfleht
hatten, -denn diese Göttin kümmerte sich um die Ehe- verband eine der verheirateten Frauen
die rechte Hände Ruffillas und des Bräutigams. Titus fragte die Braut:"Bist du bereit,
Familienmutter zu werden?" und diese antwortete:"ich bin bereit.“Da riefen alle: "Viel
Glück!" und "Lebt gut! Schenkt uns viele Kinder!" riefen sie aus und übergaben ihre
Geschenke. Nach dieser Zeremonie aßen, tranken, erzählten, sangen und tanzen sie bis tief in
die Nacht hinein. Wie sie auch nun noch auf den Füßen standen, zeigten sie Titus den Weg
XXIV
mit Fackeln, während dieser die neue Braut, nachdem er sie aus dem Schoss einer
verheirateten Frau geraubt hatte, in seine Villa mit sich nahm und den Kindern Nüsse streute.
Die Freunde sangen die Hochzeitslieder, riefen "Talassio, talassio" und verspotteten den
Mann und die Frau mit anzüglichen Liedern. Diese aber war traurig, weil sie zur Mutter
zurückkehrte. Sobald die betrunkene Menge im Haus des Titus ankam, schmückte Rufilla die
Pfosten mit Kopfbinden aus Wolle und bestrich die Schwelle mit Schweinefett, weil die
neuen Gatten es für ein Vorzeichen zukünftigen Reichtums halten. Titus betrat zuerst das
Gebäude, steckte seinen Kopf aus dem Forum und fragte:"Wer bist du denn? Wie heißt du?"<
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